Gesundheit

„Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest“ (Robert Koch, Entdecker des Tuberkulosebakteriums, 1910)

Lärm ist ein Geräusch, das stört. Schon die Verwandschaft des Wortes mit „Alarm“ und dessen Herkunft, laut Duden aus dem italienischen „all’arme!“ (zu den Waffen), machen deutlich: Hier droht Gefahr.

In der Lebenswirklichkeit des 21. Jahrhunderts allerdings kündigt Lärm nicht die Gefahr an, sondern ist die Gefahr. Das gilt besonders in der Nacht. Lärm stört den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus. Denn während das bei Dunkelheit produzierte Hormon Melatonin alle Körperfunktionen bremst, bleibt das Gehör wachsam. Über Jahrtausende der Entwicklung des Menschen hinweg hatte es die Aufgabe, herannahende Gefahren wahrzunehmen und den Menschen bereit zur Flucht oder zum Kampf zu machen.

Es hilft nicht, sich klarzumachen „Das Auto, das an meinem Haus vorbeibraust, tut mir nichts.“, denn Biologie schlägt Verstand: Der Körper schüttet Stresshormone aus, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, und das alles noch im Schlaf. Wenn man aufwacht, ist das Auto vielleicht längst weg. Wer einen Blutdruckmesser zur Hand hat, kann allenfalls feststellen: Der Blutdruck ist hoch – offenbar hat es ein Alarm-Ereignis gegeben.

Wenn das Nacht für Nacht geschieht, ist der Mensch nicht nur morgens unausgeschlafen, sondern erwirbt auch wahrscheinlich einen dauerhaft erhöhten Blutdruck. Der wiederum hat Spätfolgen: Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Atemnot, Versagen der Beine, Schlaganfall.

Was der Mediziner Robert Koch im Jahr 1910 ahnte, ist heute genauer erforscht. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO aus 2011 führt Verkehrslärm in Westeuropa jedes Jahr zum Verlust einer Million gesunder Lebensjahre.
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In den WHO Europe Night Noise Guidelines“ empfiehlt die WHO in Wohngebieten im Freien tags einen Mittelwert von höchstens 55 dB (A), nachts von 40 dB (A). Für ungestörten Schlaf darf es im Schlafraum nicht lauter als 30 dB (A) sein. Die WHO ist dabei genauer als die auf der Seite „Lärmkarten“ erwähnten und in Norderstedt angewendeten Berechnungsverfahren, denn sie bezieht einzelne laute Ereignisse ein, z. B. in der Zusammenfassung auf Seite 16 der Studie.